FICTION ARTISTS
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"Ein Nonstop-Kino, wo man in schöner Heimlichkeit 'Fiction Artists' von Christoph Girardet und Volker Schreiner sehen konnte - einen der besten Filme des Festivals. Aus mehr als hundert Spielfimen - Klassikern wie B-Filmen - wurden Szenen mit Künstlern ausgewählt. Die Montage erweckt dann die Bilder zu einem neuen, anderen Leben. Die Szenen etwa, in denen man nur Betrachter eines Kunstwerks sieht, sind atemberaubend. Kunst erscheint wieder als etwas, das man nicht ganz begreifen kann. Und die Bedeutung des Staunens entdeckt man neu."
(Hans Schifferle über die 51. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, Süddeutsche Zeitung)

"Christoph Girardet and Volker Schreiner are masters at sculpting mind-bending new works from old fictions. In this new collaboration they compile hundreds of clips from hundreds of films into a witty and humorous deconstruction of Hollywood’s clichéd portrayal of the tortured artist. Combining everything from highbrow classics to cheapo B-movies, the generic portrait of an artist they uncover is psychopathic, depressive and sexually deviant. Neurotic losers with shattered psyches, they brood and sigh as a cacophony of stereotypes are exposed."

(37th AUCKLAND FILM FESTIVAL)

"Die Filmwelt staunt nicht schlecht über das neuerliche Interesse der 'art crowd' am Filmerlebnis. Kunstmenschen müssen sich das manchmal so vorstellen, als käme plötzlich jemand aus der Filmwelt daher und schwärmte vom Impressionismus. Man erwartet nicht unbedingt eine neue Erkenntnis über den Impressionismus. Aber natürlich haben Spielfilme eine Menge zu sagen über Kunst, und das Künstlerbild, das sie transportieren, ist in der überwiegenden Zahl der Fälle ein vormordernes, romantisches. Der Hannoveraner Filmkünstler Christoph Girardet bietet in seiner neuesten Found-Footage-Arbeit 'Fiction Artists' (2004), die er gemeinsam mit Volker Schreiner realisierte, den bislang umfassendsten Überblick über die Darstellung bildender Künstler im Film. Er nimmt eine Idee auf, die Tracy Moffat 1999 in ihrer Arbeit 'Artist' geführt hatte. Doch während Moffat das aus zumeist schlechten Videoquellen beschaffte Referenzmaterial in der Montage allein dafür verwandte von einem Schöpfungsakt in einen Zerstörungsprozess zu gelangen – dabei allerdings viele der gebräuchlichsten Künstlerklischees überaus unterhaltsam Revue passieren ließ, entscheiden sich Girardet und Schreiner in ihrer 45-minütigen Arbeit für eine vertiefende Analyse. Auch sie hat eine ausgedehnte Passage über die künstlerische Selbstzerstörung, jedoch mündet sie in eine interessante Beobachtung, die Moffat entgeht – die, nicht minder klischierte, künstlerische Schaffenskrise die als Stagnation im Bewegungsbild des Spielfilms natürlich besonders wirkungsvoll ist. Im Kapitel 'Session' montieren die Filmemacher eine Sammlung zum Sujet 'Der Maler und sein Modell', der – nicht zuletzt durch das Zutun Picassos – als Künstlerklischee bis in die Moderne überlebte. Das Kapitel 'I Am' versammelt Dialogszenen künstlerischer Selbsterklärung. Die Zeile 'I am an artist' findet sich als Ausdruck trotziger Selbstbehauptung in Dutzenden von Filmen, ebenso wie ihre verzweifelte Negation.
Dennoch erheben sich Girardet und Schreiner nicht über das Material, das sie in einer fast wissenschaftlichen Distanz präsentierten, gleichwohl in einer Eleganz und Pointiertheit zusammenführt, wie man sie ironischerweise ebenso sehr aus dem künstlerischen Montagefilm kennt wie seinem Gegenstück in der Filmwirtschaft – dem Trailer."
(Daniel Kothenschulte in "Come into my world, Film-Kunst-Video Eine Collage der Annäherungen und Mißverständnisse")

"Artists from feature films whose lives were invented, fictional artists: who are they, how do they live, how do they work? What kind of clichés do they generate? Do they reflect the way in which contemporary artists see themselves, or do they represent an anachronistic image of the artist in a society that is heavily influenced by modern media? Fiction Artists is made up of 12 chapters, comprising fragments borrowed from a range of classic features and B-films. We see, for instance, the artist as a tormented, passionate, uncontrolled, complicated, unrecognised, uncompromising creature. There is also humour, for instance in the chapter Picasso that focuses on 'name dropping'. And the film is not only a true aesthetic pleasure because the film is about painting; the artistry of Girardet and Schreiner manifests itself here in their intelligent approach to the film material and their very precise montage of sound and pictures."

(WOTZON.Com)

Wie sehen "Selbst- und Fremdbilder von Künstler/innen" aus, wenn 95 Prozent von ihrem Beruf nicht leben können? Und warum haben sich Mythen wie Geniekult oder gesellschaftliches Außenseitertum überhaupt angesichts der miesen ökonomischen Wirklichkeit gehalten?
Dass man diesen Zuschreibungen nicht über den Weg trauen darf, zeigt gleich am Eingang die Videoarbeit "I am" von Christoph Girardet und Volker Schreiner. Aus zahllosen Kinofilmen haben sie beliebte Klischeebilder vom Künstlersein zu einem Loop montiert. Hardy Krüger ringt mit der weißen Leinwand, Nick Nolte wischt sich Farbreste aus dem Bart, Nicolas Cage wartet ermattet auf den Kuss der Muse. Bei Girardet und Schreiner hat der Mythos sich durch massenmediale Verwertung abgenutzt, sind die vermeintlichen Exzentriker nur mehr Stereotypen: Skurrilitätsdarsteller.
Das ist keine überraschende These, hatte doch bereits Dan Graham in den Siebzigerjahren analysiert, wie Kirk Douglas in der Rolle von Vincent van Gogh am Ende echter als das Original war. Dagegen setzt "I am" auf Ironie: In der unentwegten Abfolge aus Versatzstücken und Gemeinplätzen entsteht plötzlich ein Künstlerideal, das immer schon Fiktion war.  
(Harald Fricke über "Sexy Mythos" in der NGBK Berlin, taz Berlin lokal, 10.4.2006)

"Die Ausstellung beginnt mit einer Arbeit von Christoph Girardet und Volker Schreiner. Die Hannoveraner Künstler haben Filmausschnitte von Künstlerfiguren aus Serien und Spielfilmen zu einer Endlosschleife zusammengestellt: Man sieht Männer, die die Arme verschränken und „I am an artist“ brüllen, man sieht pinselbewaffnete Berserker, die wie die Krieger aus Sandalenfilmen auf Leinwände einprügeln. Man sieht: Kunst als Kampf. Kunst als Eroberung. Kunst als Krieg."
(Niklas Maak über "Sexy Mythos" in der NGBK Berlin, F.A.Z., 08.05.2006)